Heimat
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Donnerstag, 22. September 2005

Murnauer Kammerorchester e.V.
Leitung: Christoph Garbe

Murnauer Geigenmusik

Franz Floßmann Quartet

Freitag, 23. September 2005

Roland Neuwirth & Extremschrammeln - Wien

Samstag, 24. September 2005

Anouar Brahem Trio

Sonntag, 25. September 2005

Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio


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Heimat - das Thema des diesjährigen Festivals geht auf den für jeden Menschen so wichtigen, aber oft gar nicht so einfach zu beschreibenden Mittelpunkt seines Lebens ein. Musiker aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen werden in Murnau konzertieren. Musiker, die sich einerseits mit der Musik ihres Heimatlandes verbunden fühlen und andererseits weit in die Welt hineinblicken, um ihre künstlerische Sprache zu erweitern.

Das Weltmusikfestival Grenzenlos in Murnau hat ja schon immer die "Heimat", ob in ihrer Präsenz oder in der Flucht vor ihr, als Grundthema gehabt.
Träumte sich grenzenlos 2003 "transatlantisch" über den großen Teich hinweg in ferne Länder, der Sehnsucht folgend, Gefühle in fremder Musik auszudrücken, die mit der eigenen Musik schwer zu formulieren sind, so war die Musik der Sinti, Roma und Kaléin grenzenlos 2000, die eigentliche überschäumende Heimat der immer Heimatlosen.

Nun im Jahr 2005 sind die Verschmelzung der höfischen Musik des Rokoko mit baierischen Klängen bei Placidus von Camerloher, die Murnauer Geigenmusik oder die jazzigen Improvisationen die Staffelseeregion zu entdecken.

Die übrigen Konzerte lassen uns die jeweiligen Ursprünge der Musiker und deren frische Durchdringung mit anderen Kunstformen miterleben:

- die wehmütige und melancholische Reife des Wienerlieds, mit modernen Einflüssen aufgemischt bei Roland Neuwirth,

- die arabischen Klänge in Satie-hafter Strenge und Tiefe bei Anouar Brahems Spiel

- und die überschäumende Lebensfreude in der brasilianischen melancholischen Sehnsucht nach menschlicher Wärme im Klang des Cellos von Jaques Morelenbaum.

Diese zeitgemäße Umsetzung ihrer musikalischen Kultur ist Zeichen eines lebendigen und positiven Heimatbegriffs.

Herzlichst, Ihr Thomas Köthe
Künstlerischer Leiter des Festivals


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Paul Parin : Heimat eine Plombe

Heimat ist nach meiner Erfahrung ein ganz und gar individuelles Phänomen.

Jeder Mann und jede Frau mag Heimat brauchen, ihre ureigene Heimat, wie jedes Kind "daheim" sein müßte, bis es erwachsen ist und unter Umständen der Heimat entraten oder sich eine neue Heimat suchen kann. Sobald " der Mensch" darauf befragt wird, ob er Heimat braucht, rücken wir ihn in die bedenkliche Nähe zu den postmodernen Suchern, Vermittlern und Kämpfern um Identität, mit der heute jede nationale , völkische oder sonst wie kollektive Abgrenzung oder Ausgrenzung legitimiert, jeder beliebige Herrschafts- und Machtanspruch begründet, schließlich jede mit-menschliche Solidarität in Frage gestellt wird. Gewiß sind Kinder auf eine Heimat, auf Sicherheit und Geborgenheit angewiesen, auf ein Minimum, einen Stall von Bethlehem oder auch nur ein Tragetuch einer liebevollen Nomadenmutter. Was das Heimatgefühl der Erwachsenen betrifft, mag es die Seele nötig haben, wenn Kälte, Einsamkeit, Depression, Verlust und Orientierungslosigkeit drohen, wenn das Selbstgefühl erschüttert ist und zu zerbrechen droht.

Für Psychoanalytiker hat Heimat die Bedeutung einer seelischen Plombe. Sie dient dazu, Lücken auszufüllen, unerträgliche Traumen aufzufangen, seelische Brüche zu überbrücken, die Seele wieder ganz zu machen. Je schlimmer es um einen Menschen bestellt ist, je brüchiger sein Selbstgefühl ist, desto nötiger hat er oder sie Heimatgefühle, die wir daher eine Plombe für das Selbstgefühl nennen. Psychoanalytiker haben es leichter als jene, die sich um Heimat in diesem oder jenen Land, in diesem Staat, jener Nation um Heimat in einer Weltanschauung, Dichtung, Religion oder Sprache kümmern.

Wir sagen:

Wer ein gutes Selbstgefühl hat, der hat Heimat. Wem es daran gebricht, der habe Heimat.

Paul Parin

Originaltext erschienen in Die ZEIT Nr. 52, 23.12.1994, Feuilleton, "Heimat ein Plombe" von Paul Parin
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von: © Paul Parin (Autor) / Ruth Viebrock (DIE ZEIT)


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Dr. Michael Rapp

Unsere Marktgemeinde ist auch im Jahre 2005 Gastgeber für das Weltmusikfestival "grenzenlos" und damit für einige Tage Heimat für alle Künstler, die dieses kulturelle Ereignis bereichern. Die Resonanz und die Erfolge der vorausgegangenen Musikfestivals haben die Verantwortlichen unseres Kulturvereins und den künstlerischen Leiter, Herrn Thomas Köthe, geradezu animiert, wiederum ein themenbezogenes Programm der grenzenlosen Freude zusammen zu stellen, das mit "Heimat" überschrieben ist.

Musiker aus unterschiedlichsten Kulturkreisen, die damit auch als Botschafter ihrer Länder die Heimatverbundenheit auf wunderbare Weise in die Welt hinaustragen, finden hier bei uns eine Plattform, sich auf hohem Niveau musikalisch auszutauschen und die Herzen unserer Gäste höher schlagen zu lassen.

Die Zuhörer sind integrativer Bestandteil des Festivals, fühlen und erleben sie doch die Musiker in einer ganz persönlichen Weise und Intensität.

Ich darf Sie alle herzlich einladen, zu kommen und zu hören, was das Musikfestival 2005 zu bieten hat und wünsche allen Besuchern gute Unterhaltung und der Veranstaltung einen harmonischen Verlauf.

Ihr

Dr. Michael Rapp
1. Bürgermeister


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Harald Kühn

Zum Weltmusikfestival "grenzenlos 2005" begrüße ich die Teilnehmer und
Gäste sehr herzlich in Murnau a. Staffelsee. Erneut organisiert und inszeniert der ebenso aktive wie erfolgreiche Kulturverein Murnau e.V. dieses Musikfest, diesmal unter dem Thema "Heimat". Für die Vorbereitung und Durchführung dieser besonderen Veranstaltung gebührt Herrn Thomas Köthe und allen, die daran mitwirkt haben, Dank und Anerkennung.

Vier Tage werden Künstler aus fünf Ländern dem Thema musikalisch nachspüren, intensiv, grenzenlos, lebendig und damit ganz im Sinne dessen, was der Schriftsteller ödön von Horváth so formuliert hat: "Das Herz der Völker schlägt im gleichen Takt, es gibt ja nur Dialekte als Grenzen".

Mit dem Musikfestival 2005 wird der Ruf Murnaus als ein Zentrum des internationalen Kulturaustausches weiter gefestigt. Ich bin mir sicher, dass die eingeladenen Künstler ihren Teil beitragen werden zu einem grenzenlosen Musikvergnügen.

Dem Musikfestival wünsche ich viel Erfolg, einen harmonischen Verlauf und begeisterte Gäste.

Harald Kühn
Landrat


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Alfred Grosser

Es gibt kein französisches Wort für Heimat. Als ich meine Laudatio auf Marion Dönhoff in der Paulskirche übersetzen wollte, musste ich einen Satz eher umschreiben: "Frankfurt ist mein Geburtsort und nicht meine Heimatstadt, weil man mit acht Jahren noch keine richtige Heimat hat". Patrie steht für Vaterland und ich habe immer Mühe, in Deutschland klar zu machen, dass mein Vater Deutscher war, dass aber mein Vaterland Frankreich ist.

Allerdings war für den deutschen Zuschauer klar, was Werner Höfer bei einem "Frühschoppen" in den fünfziger Jahren meinte. Alle ausländischen Teilnehmer waren in Deutschland geboren und Höfer sagte: "Wir feiern heute den Tag der deutschen Heimat. Ich wollte durch die Auswahl der Teilnehmer darauf hinweisen, dass die Heimatvertreibungen 1933 und nicht 1945 begonnen haben." Es ist auch klar, was ein "Heimatloser" ist, nämlich jemand, der nirgends zuhause ist, der keine Wurzeln hat oder keine neue Wurzeln geschlagen hat. Innerhalb eines Staates oder innerhalb einer Region.

Der Unterschied ist nicht nur für Deutschland wichtig, obwohl mehr noch als woanders Heimat und Vaterland nicht identisch sind. "In der Heimat, in der Heimat, da gibts ein Wiedersehen", sangen deutsche Soldaten. Sie meinten nicht Deutschland, sondern eine Gegend, in der sie aufgewachsen waren, in der sie sich zuhause fühlten, die ihre wichtigste Zugehörigkeit bestimmte. Das gilt woanders auch. Darius Milhaud war Jude, Franzose, lebte in den letzten Jahre seines Lebens in Amerika als Musik-Professor. Aber ohne seine Heimat, nämlich die Provence, im Süden Frankreichs, wäre seine Musik saft-und kraftlos.

Ein deutscher Dichter hat jedoch ganz Deutschland als seine Heimat betrachtet. In seinem stets falsch gedeuteten Gedicht "Denk ich an Deutschland in der Nacht…" schreibt Heinrich Heine nämlich:

Deutschland hat ewigen Bestand
Es ist ein kerngesundes Land…
Nach Deutschland lechzt mich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland kann nie verderben,
Aber die alte Frau kann sterben.

In der Fremde mögen also Heimat und Vaterland identisch sein. Innerhalb der nationalen Grenzen kümmert sich die "Heimatkunde" um eine ganz anders begrenzte, viel kleinere Umwelt.

Darüber hinaus ist Jahrhunderte lang die Heimat für viele Christen nicht irdisch gewesen. Wenn Novalis schreibt "Wohin geht der Weg? Immer nach Hause", so liegt dieses nach Hause bei Gott. "Ich freue mich auf meinen Tod", heisst es in der Kantate "Ich habe genug". Weil dann Johann Sebastian Bach das Heil in der himmlichen Heimat findet. Das gleiche gilt für Schuberts Lied "Des Totengräbers Heimweh".

Lassen wir uns also durch die Vielfältigkeit des Heimat-Begriffs nicht verwirren : Geniessen wir ihn, rühmen wir ihn in seiner fruchtbaren Vielfältigkeit!

Alfred Grosser
Geb. 1925 in Frankfurt am Main
In Frankreich seit 1933. Franzose seit 1937
Prof. em. am Institut d’études politiques, Paris
Präsident des CIRAC (Centre d’information et de recherche sur l’Allemagne contemporaine)
Politischer Kolumnist für La Croix und Ouest-France
Friedenspreisträger (1975) des deutschen Buchhandels als «Mittler zwischen Franzosen und Deutschen, Ungläubigen und Gläubigen, Europäern und Menschen anderer Kontinente«


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Thomas Köthe

Heimat - Eine Einladung

Das Weltmusikfestival Grenzenlos ist eines der wenigen thematisch konzipierten Musikfestivals. Nun, 60 Jahre, nachdem glücklicherweise die Alliierten unter größten Opfern den Deutschen beim Morden Einhalt geboten haben, möchten wir den Begriff Heimat aufgreifen. Traditionspflege und Heimatverbundenheit sind ja ein wichtiger Bestandteil des örtlichen Lebens. Heimat als erinnerte Zeit muss aber ein vollständiges Erinnern bedeuten und sollte nicht selektiv sein. Obwohl Heimat in ihrer patriotischen Bedeutung durch die deutsche Geschichte vergiftet ist, dient sie den Rückwärts-gewandten als Glückssurrogat. Wir begreifen ihn nicht als sentimentale Verlustanzeige, sondern als den Rechts-anspruch eines jeden Menschen, an einem gewählten "Ort rechtlich anerkannt und rechtlich geschützt zu leben, zu wohnen und zu arbeiten, Familie und Freunde, Erinnerungen und Sehnsüchte zu haben", (B. Schlink, "Heimat als Utopie", Frankfurt, 2000), - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Da die deutsche Geschichte den geläufigen Begriff Heimat pervertierte, wollen wir mit der Einladung internationaler Künstler neue Assoziationsmöglichkeiten aufweisen und Heimat als die individuelle Basis eines jeden Menschen, auf der er sein Leben entwickelt, auffassen. Diese ihr so innewohnende Beweglichkeit macht Heimat lebendig. Unsere eingeladenen Künstler sind ein wunderbares Beispiel dafür. Sie schöpfen aus ihrer heimatlichen Musikkultur und heben sie durch Weiterentwicklung über das rein überlieferte hinaus. Sie lassen Einflüsse aus anderen Kulturen, anderen Heimaten zu. Damit erscheint die Musik ihrer Heimat in neuen Facetten und trifft so die Hörer unerwartet und eindrücklich. Folgen Sie uns nach Wien, Tunis, Paris und Rio de Janeiro, aber auch in die Weiten unserer eigenen Heimat,

Thomas Köthe
Künstlerischer Leiter des Festivals


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Schwarzer Humor und grantiger Schmäh

Roland Neuwirth und seine Schrammelmusik
von Heino Herpen

Er liebt grünen Veltliner. So sehr sogar, dass er ein Glas davon mit auf die Bühne nimmt. Roland Neuwirth aus Wien ist anders. Ein Könner unter den Vollblutmusikern, keine Frage. Dabei bekennender Nonkonformist. Ein graubärtiges Original, das seine Extremschrammeln mit Kopfnicken und Augenrollen dirigiert. Die Schrammelmusik einmal ganz anders interpretieren.

Auseinandersetzung mit dem Alter

Am Freitagabend gab das fidele Ensemble ein Gastspiel im Rahmen des Weltmusikfestivals "Grenzenlos" im Murnauer Kultur- und Tagungszentrum. Um dort auf 280 Zuhörer zu treffen, die aus ihrer Affinität zum hantigen, grantigen Wiener Schmäh keinen Hehl machten. Denn der bildet das Herzstück von Neuwirths Kompositionen. Wie zum Beispiel bei der ironisch-selbstkritschen Auseinandersetzung mit dem Alter, die er in seinem Lied "Es nimmt alles seinen Lauf" thematisiert. Oder dem nicht minder schrägen "I wui an neichen Körpa". Dessen schwarzhumorige Verse nur noch vom Text aus "Da Mensch is a Pfusch" übertroffen werden.

Schrammelmusik? Ja, schon. Aber ergänzt und durchwoben von Elementen des Blues, Rock'n'Roll und lateinamerikanischen Rhythmen. Und das höchst brillant, keine Frage. Während Neuwirth singt und sich dabei auf einer Kontragitarre begleitet, wird er dabei von Neuentdeckung Marko Zivadinovic perfekt auf dem Chromatischen Knopfharmonika unterstützt. Sie allein sind schon ein unschlagbares Duo. Wären da nicht Manfred Kammerhofer und Bernie Mallinger. Die mit ihrem atemberaubend schnellen, exakten Spiel so manchen Zigeunerprimas staunen ließen. Und zwischendurch eine an Virtuosität kaum zu überbietende Solovorstellung geben.

Sängerin mit kraftvoller Stimme
Dann wäre da noch Sängerin Doris Windhager. Eine charmant lächelnde Fee mit meterlangen blonden Haaren und kraftvoller, dunkler Stimme. Gepaart mit einer Menge komischem Talent. Das sie bei einem Auftritt mit Neuwirth als altes, grantelndes Ehepaar auf köstliche Weise nutzt. Kein Wunder, das das Publikum Zugabe um Zugabe fordert. Und dabei zweimal erfolgreich ist. Denn Neuwirth mag die "Bavarier" im Saal. Sagt er. Und verschwindet wieder in Richtung seiner Heimat.


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Heimat heißt Begegnung

Große, leise Vision von Weltmusik: Anouar Brahem pflegt perfekte Melancholie
von Magnus Reitinger

Genau neun Worte hat der Weltklassemusiker Anouar Brahem am Samstagabend bei seinem Konzert im Murnauer Kulturzentrum verloren, mit diesen nannte er die Namen seiner Begleiter am Klavier (Francois Couturier) und am Akkordeon (Jean-Louis Matinier). Ansonsten: keine Begrüßung, keine Ansagen, keine Erklärungen, keine Pause; nur purer Klang. Keine Show, keine Posen; aber jeder Ton zelebriert. Ein Konzert wie eine 80-minütige Meditation. Die Fotografen wagten während des einen Titels, in dem sie durften, kaum zu klicken. Und im Publikum hätte man am liebsten das Atmen eingestellt, um die so furiosen wie fragilen Klangbilder dieses leisen Trios nicht durch ein Schnaufen zu stören.

"Heimat" hieß heuer das Thema des Weltmusikfestivals "Grenzenlos". Die Botschaft des Anouar Brahem Trios dazu: Heimat entsteht in der Begegnung. Brahem, 1957 in Tunis geboren und im Jugendalter schon ein gefragter Virtuose auf der arabischen Laute (Oud), hat die Kultur seiner Heimat verinnerlicht, sie aber vielen Einflüssen ausgesetzt: der Musik des Mittelmeerraums, des Iran und Indiens, den Rhythmen Afrikas, dem weltläufigen Brodeln der Großstadt Paris, dem Minimalismus von Komponisten wie Erik Satie und der Improvisationslust des Jazz, die Brahem an der Seite großer Kollegen wie Dave Holland und John Surman, Manu Dibango, Richard Galliano oder Jan Garbarek pflegte.

All das hat Brahem beeinflusst, all das mündet in eine so zwingende wie stille, so virtuose wie aufs Wesentliche reduzierte Vision von Weltmusik. Im Trio mit Matinier und Couturier, zwei, man kann das nicht anders sagen, kongenialen Partnern für das Konzept "kein Ton zu viel, und jeder Ton ein Genuss", pflegt Anouar Brahem die perfekte musikalische Melancholie. Seine Kompositionen beginnen meist schwebend, sie enden schwebend, und dazwischen liegt die pure Sehnsucht. Akkordeon, Klavier und Oud wechseln sich in der Führungsrolle ab, übernehmen mal Rhythmus, mal Melodie, gehen wechselnde, doch immer intensive Duo-Konstellationen ein: Heimat ist, wo man sich blind versteht. Für gut 200 Zuhörer in Murnau war das Gastspiel des Anouar Brahem Trios ein stiller Konzertgenuss.


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Intime Atmosphäre der Kammermusik

Jaques Morelenbaum bringt brasilianische Lebensfreude nach Murnau

Mit Jaques Morelenbaum war jetzt Brasiliens einflussreichster Arrangeur, Komponist und Produzent zu Gast im Kultur- und Tagungszentrum, der inoffizielle Höhepunkt des diesjährigen Weltmusikfestivals. Morelenbaum hat in den vergangenen Jahren die Musik seines Heimatlandes entscheidend mitgeprägt. Die Murnauer Konzertbesucher konnten ihn zusammen mit seinem "Cello Samba Trio" als Auftakt einer Europa-Tournee erleben. Sein elegantes, weiches und müheloses Cellospiel sowie die fantastischen Stücke bescherten den Zuhörern einen gut zweistünden Genuss erster Güte.

Im Vordergrund standen natürlich die Stilrichtungen Samba und Bossa-Nova. Also jene Musik, die überschäumende Lebensfreude und süße Melancholie zu einer faszinierenden Einheit verschmelzen lässt. Am liebsten hätte man bei den eingängigen Melodien mitgetanzt. Die meisten Klangjuwelen stammten vom brasilianischen Nationalkomponisten Antonius Carlos Jobim. Aber auch Werke moderner Songschreiber wie João Gilberto, Jorge Ben oder Caetano Veloso waren im Repertoire vertreten.

Das Besondere an Morelenbaums Interpretationen: Er und seine Mitstreiter präsentierten die Stücke in intimer Atmosphäre der Kammermusik, ohne Charme und Pep zu verlieren. Morelenbaums Cello, das Nationalinstrument Brasiliens, fungierte dabei als dominierendes Medium des Ausdrucks. Daneben durften die ebenfalls typisch brasilianischen Instrumente nicht fehlen: die Gitarre und die Percussions. Lula Galvao, derzeit einer der gefragtesten Gitarristen, zauberte raffinierte Klangfarben. Rhythmisch zurückhaltend in der Begleitung schaffte er die sichere Grundlage für die melodiösen Ausflüge Morelenbaums, begeisterte aber auch mit mitreißenenden Solo-Ausflügen. Marcelo Costa bewies, dass ein herausragender Schlagzeuger auch aus so einfachen Dingen wie einem Holzblock und einem Telefonbuch (gespielt mit einem Besen) eine ganze musikalische Welt zaubern kann. Keine Frage, in Murnau wurde Weltklasse geboten.

Bitte mehr davon!

Redaktion


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Murnauer Kammerorchester e.V.

Leitung: Christoph Garbe

Murnauer Geigenmusik

Franz Floßmann Quartet

Murnauer Kammerorchester Murnauer Kammerorchester Murnauer Kammerorchester Murnauer Geigenmusik
Murnauer Geigenmusik Franz Floßmann Quartet Franz Floßmann Quartet Franz Floßmann Quartet

© für alle Bilder : Christian Kolb


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Roland Neuwirth & Extremschrammeln - Wien

Roland Neuwirth und Extremschrammeln Roland Neuwirth und Extremschrammeln Roland Neuwirth und Extremschrammeln Roland Neuwirth und Extremschrammeln Roland Neuwirth und Extremschrammeln Roland Neuwirth und Extremschrammeln

© für alle Bilder : Christian Kolb


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Anouar Brahem Trio

Anouar Brahem Trio Anouar Brahem Trio Anouar Brahem Trio
Anouar Brahem Trio Anouar Brahem Trio

© für alle Bilder : Christian Kolb


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Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio

Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio
Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio

© für alle Bilder : Christian Kolb


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Sinti und Roma

Donnerstag, 25. Mai 2000

Jabulani & Ensemble Neighbours
Thomas Köthe

Freitag, 26. Mai 2000

Kálmán Bálogh & and The Gypsy Cimbalon Band - Ungarn
Loyko - Russland

Samstag, 27. Mai 2000

Joe Bawelino - Gypsy Strings - Deutschland
Titi Winterstein & Ensemble - Deutschland

Sonntag, 28. Mai 2000

Paco Pena - Flamenco Nacht - Spanien

Orient trifft Okzident

Donnerstag, 24. Mai 2001

Die Stadt- und Landstreicher
Peter Oravec & Thomas Köthe
Barbara Mayr goes Brazil

Freitag, 25. Mai 2001

Charlie Mariano & Nassim

Samstag, 26. Mai 2001

Gerardo Núñez & Ensemble

Sonntag, 27. Mai 2001

Urs Karpatz

transatlantisch

Donnerstag, 10. Oktober 2002

Feitztanz
ZHAO Ling - Anita Schmid-Egger
Paulo Alves - Estillo Livre feat. Barbara Mayr vocal

Freitag, 11. Oktober 2002

Aniello + Gennaro Desiderio

Samstag, 12. Oktober 2002

Richard Galliano

Sonntag, 13. Oktober 2002

Maria João + Mario Laginha

Heiße Luft

Donnerstag, 15. Mai 2003

Rabih Abou Khalil - Group

Freitag, 16. Mai 2003

Johannes Enders - Quartet feat. Franco Ambrosetti

Samstag, 17. Mai 2003

Blechschaden

Sonntag, 18. Mai 2003

Fanfare Ciocarlia

Sonntag, 25. Mai 2003

John Pisano, Mike Magnelli, Mundell lowe, Gene Bertoncini

Improvisation

Freitag, 8. Oktober 2004

Tracy Silverman & Ferdinand Försch - from Bach to Hendrix

Samstag, 9. Oktober 2004

Gonzalo Rubalcaba - piano solo

Sonntag, 10. Oktober 2004

Sergio & Odair Assad - guitars

Heimat

Donnerstag 22. September 2005

Murnauer Kammerorchester e.V. Ltg: Christoph Garbe
Murnauer Geigenmusik
Franz Floßmann Quartet

Freitag 23. September 2005

Roland Neuwirth & Extremschrammeln - Wien

Samstag 24. September 2005

Anouar Brahem Trio

Sonntag 25. September 2005

Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio

An der schönen blauen Donau

Donnerstag, 5. Oktober 2006

ZHAO Ling spielt Mozart - Klavierabend

Freitag, 6. Oktober 2006

Kálmán Balogh & The Gypsy Cimbalom Band

Samstag, 7. Oktober 2006

Titi Winterstein & Ensemble

Sonntag, 8. Oktober 2006

Roland Neuwirth & Extremschrammeln

vielsaitig

Freitag, 12. Oktober 2007

Gennaro & Aniello Desiderio - violin meets guitar

Samstag, 13. Oktober 2007

Alvaro Pierri - guitar

Sonntag, 14. Oktober 2007

Jim Hall Trio

allein zu zweit

Freitag, 24. Oktober 2008

Aki Takase - piano
Alexander von Schlippenbach - piano

Samstag, 25. Oktober 2008

Nguyên Lê - gitarre
Dhafer Youssef - oud, vocal

Sonntag, 26. Oktober 2008

Jean-Louis Matinier - accordeon
Renaud Garcia-Fons - bass

Songs

Freitag, 23. Oktober 2009

Roland Dyens - gitarre

Samstag, 24. Oktober 2009

Enrico Rava - trompete
Stefano Bollani - piano

Sonntag, 25. Oktober 2009

Eliane Elias - piano,vocal
Marc Johnson - bass
Rubens de la Corte - gitarre
Rafael Barata - drums

Frei

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Karl A. Hartmann - der innere Emigrant

Freitag, 22. Oktober 2010

Manuel Barrueco - Gitarre

Samstag, 23. Oktober 2010

Trio Rouge

Sonntag, 24. Oktober 2010

Oregon

Roots

Freitag, 14. Oktober 2011

Trio Joubran - Palestine / Israel

Samstag, 15. Oktober 2011

Guinga - Brasil

Sonntag, 16. Oktober 2011

Sergio & Odair Assad Family - Lebanon / Brasil