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Freitag, 14. Oktober 2022Antonio Lizana Trio Samstag, 15. Oktober 2022Daniel Garcia Trio Sonntag, 16. Oktober 2022Jan Depreter |
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Volksmusik wird heute - vielleicht mehr denn je - als identitätsstiftend verstanden. Mit dem Begriff authentisch wird ihr diese Bedeutung zugemessen, die einer genauen Prüfung oft nicht standhält, ist doch gerade Volksmusik ein Ergebnis unterschiedlichster Einflüsse. Diese Einflüsse zu ignorieren, führt auf der einen Seite zu einer musealen Starre, die zu überwinden viele Musiker versuchen und ihr dazu mit modernen Ausdrucksmitteln begegnen. Aber damit sie über das oft romantisierende, rückwärts Gewandte hinausreicht und in unserer Zeit von echter Relevanz ist, bedarf es mehr als ein modisches Arrangement, rockige Instrumentation oder scheinbare Ursprünglichkeit. Aber gerade weil sich die Herkunft von Volksmusik nicht auf eine einzige Wurzel reduzieren lässt und „immer schon“ so war, hat sie eine ihr innewohnende Kraft zur Veränderung, die sie für die Gegenwart bereit macht. Ein kraftvolles Beispiel hierfür gibt Spanien, ein ein Schmelztiegel vieler Kulturen, maurisch-byzantinisch und jüdisch-sephardisch geprägt, mit Einflüssen aus dem östlichen Mittelmeerraum, aus Afrika und dem amerikanischen Kontinent. Die junge spanische Musik trägt ein tiefes Gefühl für diese Vielfalt in sich. Das Bewusstsein der verschiedenen Kulturen, die Spanien geformt haben, ist immer gegenwärtig. Ob in Jazz, Pop oder in der Klassik, immer greifen spanische Musiker und Musikerinnen darauf zurück. In keinem anderen Land haben sich die unterschiedlichsten Klangtraditionen so tief eingegraben. Umgekehrt prägt die spanische Musik in ihrem melodischen, harmonischen und rhythmischen Reichtum im Gegenzug auch diejenige zahlreicher anderer Länder und Genres. Klassische Komponisten wie Claude Debussy oder Maurice Ravel und Meister des Jazz wie Miles Davis oder Jim Hall verwendeten häufig die spanische Tonsprache. Auch der Titel unseres diesjährigen Festivals „spain“ nimmt Bezug auf eine der bekanntesten Kompositionen des amerikanischen Jazzpianisten Chick Chorea, die in ihrer Kraft und Dynamik ein breites Publikum begeistert hat. An drei Abenden möchte das weltmusikfestival murnau 2022 grenzenlos „spain“ am Beispiel spanischer Musik das hohe künstlerische Potenzial traditioneller Musik zeigen, wenn sie auf den unterschiedlichsten Wurzeln fusst und daher wandlungsfähig und somit im Heute lebendig ist. |
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14. Oktober 2022 15. Oktober 16. OktoberEnergie, Präsenz und SpielfreudeAntonio Lizana Trio bereitet dem Festival grenzenlos mit Flamenco einen fulminanten Auftakt Mit Musik aus dem Süd Westen Europas, aus Andalusien, ist das diesjährige Festival grenzenlos am Freitagabend gestartet. In einem fulminanten Konzert präsentierte das Antonio Lizana Trio Flamenco. Lebendige und zeitgemäße Volksmusik, wie Festivalleiter Thomas Koethe am Beginn des Abends betonte. Das, so Koethe, passe gut zu Murnau, einem Ort der so stolz auf seine Volksmusiktradition ist. Und das Publikum im gut besetzt im Saal des Kultur- und Tagungszentrums bestätigte dies. Für die drei Musiker aus Cadiz war es ein weiter Weg gewesen. „It has been a a super long day and half of it we thought we would not make it“, sagte Antonio Lizana - sie hatten zwischenzeitlich gedacht, es nicht mehr rechtzeitig nach Murnau zu schaffen. Nach dem Ausfall ihres Fluges von Spanien haben die Musiker den Markt erst kurz vor dem Auftritt erreicht. Als sie aber auf der Bühne standen, merkte man nichts davon. Voller Energie, Präsenz und Spielfreude ließen Sie die Musik wie emotionales Gewitter in den Zuschauerraum hinabregnen. Es gab eine Menge andalusischer Allegria, Ajajayay und „superdramatic stuff“, wie Lizana zu einem der songs erklärte. Das kapiert man sogar, wenn man die Texte der Stücke nicht verstand. Flamenco, wie er an diesem Abend im Murnau zu hören war, vernimmt man in der Weltmusik seltener als zum Beispiel Tango oder kubanische Rhythmen. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass sich der Flamenco, der eine lange Tradition besitzt und voll von unterschiedlichen Ausprägungen ist, nicht zu leicht verbiegen lässt. Viel zu eigenwillig sind die harmonischen, rhythmischen und melodischen Eigenheiten, die eng mit der langen Geschichte Andalusiens verknüpft sind. Lizanas helle und emotionsgeladene Stimme, vorwärtstreibend Rhythmen des Cajon und eine Flamencogitarre, die mal farbig und sprudeln klingt, mit virtuosen Läufen und rasenden Akkordschlägen aber auch als Perkussionsinstrument fungiert, brachten diese ganz besondere Atmosphäre in den Saal. Es waren nicht viele Songs, die an diesem Abend erklangen, aber jeder enthielt so viele Wechsel von Stimmungen und Rhythmen, so viel Druck, dass man das Gefühl hatte, eine ganze Region in aller ihrer Vielfalt erlebt zu haben. Außerdem bekam man den Eindruck, dass in diesem Trio eigentlich vier Musiker auf der Bühne standen. Denn wenn Antonio Lizana das Saxophon spielte, bot er quirlige und lebendige Klänge, die an Jazzmusik und die Lebendigkeit von großen Städten erinnerten. Wenn er sang, dann so typisch Flamenco, dass man an heiße Sommerabende, spanische Bühnen oder an Paco de Lucía dachte. Mit Folklore, bunten Kostümen oder klappernden Kastagnetten hatte das wenig zu tun, dafür aber mit einer Offenheit für die Möglichkeiten improvisierten Jazzmusik, ohne dass Ureigene zu verlieren. Dass der Flamenco auch eine Tanzform ist, konnte man zumindest ahnen. Denn wenn Antonio Lizana sang, war er ständig in Bewegung, schwang Körper und Arme, schnippst mit den Fingern oder klatschte. Beim Trommelsolo auf dem Tamburin und tanzt die Finger von Ruven Ruppik nur so über das Trommelfell, und auch Manuel Leon befeuerte mit seinem Spiel die Bewegungen. Zum Schluss gab es dann eine kleine Lektion im Flamencogesang für das ganze Publikum, und zur Zugabe kamen die Musiker noch ein Stück näher. Sie setzten sich an den Bühnenrand, wo sie ohne verstärkende Technik spielten und auch so den ganzen Saal erreichten. Heribert Riesenhuber |
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14. Oktober 15. Oktober 2022 16. OktoberFeuerwerk an Rhythmen und KlängenStehende Ovationen für Trio um den Pianisten Daniel Garcia In Scharen strömten spürbar kulturbedürftige Zuhörer am zweiten grenzenlos Abend zum Kultur und Tagungszentrum, voll gespannter Erwartung auf einen jungen Pianisten – gilt Daniel Garcia doch als eine der aufregendsten Stimmen der neuen Generation im spanischen Jazz. Dieser enttäuscht nicht, sorgte vielmehr mit seinem langjährigen, aus Kuba stammenden Weggefährten, dem Bassisten Reinier Elizade „El Negron“ sowie Michael Oliviera, durch musikalische Interaktionen auf höchstem Niveau für Begeisterungsstürme, standing Ovation. Welch Feuerwerk an Rhythmen und Klängen, welch aufregend musikalisch grenzüberschreitender Trip, auf dem das Daniel Garcia Trio das Murnauer Publikum da mitnahm. „Spain“ lautete das Motto des weltmusikfestivals 2022 – wirkt doch das geografisch kulturell vielfältige Land auf der iberischen Halbinsel auch als Schmelztiegel musikalischer Klangtraditionen. Geprägt von Menschen diverser Herkunft, die seit Jahrtausenden etwa die „Via de la Plata“ nutzten, um jenes Land zu durchqueren. Bewußt wählte Daniel Garcia den Namen dieser Route als Titel für das aktuelle Album. Der virtuoser selbst ist in der geschichtsträchtige Stadt Salamanca geboren und aufgewachsen, auch sie wichtige Station auf der Silber Straße, hegt per se tiefe Gefühle für die Geschichte seines Landes. So wie diese Straße es Menschen in Spanien ermöglichte, zusammen zukommen und sich zu definieren, so stellt auch der Jazzmusiker unverstellte spanische Musik durch Improvisationen in einen neuen Kontext, macht stilistische Trennlinien unsichtbar. Unüberhörbar die klassische Klavierausbildung des fulminanten Pianisten, Komponisten und Sängers. Mit atemberaubender Virtuosität gleiten seine Finger über die Tasten, betörend, lyrisch perlende Töne bereiten gleichsam das Bett für Drums und Bass. Schnell nimmt die musikalische Reise Fahrt auf, melodische Reichtum, gepaart mit rhythmischer Intensität, die sich bis zur Ekstase steigert. „Let´s have a party tonight“ – ansteckend wirkt die ungehemmten, fröhliche Spielfreude dreier grandioser Meister ihres Faches, die sich souverän musikalische Bälle zu werfen, mit minutenlangen Soli begeistern, ihr Publikum mitreißen. Bilder vielfältigster spanische Landstriche rattern im Kopfkino, ein leuchtendes Bühnenbild von Christian Schied, aus Elementen mit farbigen Längsstreifen gestaltet, ergänzt, die wunderbare Atmosphäre. Volkslieder, Flamenco, Tango, Jazz – alles vermischt sich, formt ein eigenständiges, impressives, nie gehörtes Musikerlebnis. Das Publikum bekommt nicht genug, fordert Zugaben, singt am Ende selbst, unterdessen sich die Musiker langsam zurückziehen. Ein Klaviersolo als Betthupferl – letztes Geschenk eines wunderbaren Musikers, dem man die Dankbarkeit für diesen Energie geladen Auftritt abnimmt. Barbara Jungwirth |
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14. Oktober 15. Oktober 16. Oktober 2022Leidenschaft und GefühlAusnahme Gitarrist Jan Depreter überzeugt Mit einem Konzert des nicht nur in Fachkreisen hochgeschätzten belgischen Gitarristen Jan Depreter ist am Sonntag das 22. weltmusikfestival grenzenlos zu Ende gegangen, das sich dem Thema Spanien verschrieben hatte. Waren es am Freitag der Nuevo Flamenco und am Samstag vornehmlich der Jazz gewesen, die auf verschiedene Weise interpretiert wurden, konzentrierte sich der Auftritt des gefragten Solisten Depreter, der in Antwerpen einen Lehrstuhl innehat, auf die Kunstmusik der iberischen Halbinsel, die in weiten Teilen von der Volksmusik des Landes geprägt worden ist. Hierfür hatte sich Depreter unter anderem Werke von Joachim Rodrigo, Enrique Granados und Isaac Albeniz ausgewählt. Nach wenigen Takten zeigte sich die außerordentliche Fähigkeit des Gitarristen, selbst feinste Nuancen aus Instrumentalstücken heraus zu arbeiten, und dies mit höchster Virtuosität. Mal schimmerte die Leidenschaft der spanischen Volksmentalität durch, mal das intensive Gefühl einer Liebesbeziehung oder das Sehnsüchtig-Melancholische, vielleicht einer weiten, kargen Landschaft, ohne sich ins Unendliche-Sentimentale zu verirren. Zwischendurch entführte Depreter seine rund 100 Zuhörer musikalisch nach Córdoba. Im Laufe des Abends wurde die überaus intensive Beziehung Depreters zu seinem Saiteninstrument deutlich, dass aus der Hand des Münchner Gitarrenbauers Fritz Ober stammt. Sanft und gefühlvoll strich er über den hölzernen Körper, verschmolz sinnbildlich mit ihm, dabei glücklich lächelnd, zuweilen sein Oberkörper im Takt wiegend, zuweilen mit ausdrucksstarken Gesten. Die stehenden Ovationen am Schluss honorierte er mit zwei Zugaben. „Unser Festival war heuer ein voller Erfolg, was der sehr gute Besuch beweist“, zeigte sich der künstlerische Leiter Thomas Koethe zufrieden. Mit dem Thema Spanien wollte man zeigen, wie lebendig und vielfältig Volksmusik sein kann, wenn sich unterschiedliche Leute damit offen beschäftigen und die Verbindung schaffen, zwischen Volksmusik Jazz, Pop, Rock und Klassik. Heino Herpen |
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14. Oktober 2011 15. Oktober 16. Oktober Antonio Lizara Trio© Bild 1 : Christoph Giese , Bild 2 bis 6 : Heribert Riesenhuber , |
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14. Oktober 15. Oktober 2022 16. Oktober Daniel Garcia Trio© für alle Bilder : Heribert Riesenhuber |
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14. Oktober 15. Oktober 16. Oktober 2022 |
Jan Depreter |
Trio Joubran - Palestine / Israel
Guinga - Brasil
Sargio & Odair Assad Family - Lebanon / Brasil
Antonio Lizana Trio
Daniel Carcia Trio
Jan Depreter
Erika Stucky Trio
Rita Marcotulli & Luciano Biondini
Cymin Samawatie Ensemble