programm einladung rezensionen bilder | ||||||||||
Freitag, 19. Oktober 2018... dedicated to PlacidusPreisträger des Kompositionswettbewerbs anlässlich des 300. Geburtstags von Placidus von Camerloher Samstag, 20. Oktober 2018in real timeMaya Homburger / Barry Guy Sonntag, 21. Oktober 2018time travelUndine Brixner / Nikolaus Paryla |
||||||||||
Einladung programm rezensionen bilder | ||||||||||
grenzenlos „in real time“ Mit Musik begeben wir uns oft auf eine Zeitreise. Vor -zig Jahren erdacht, erklingt sie uns im Augenblick, in Echtzeit, in „real time“. Denn sie reicht aus der Vergangenheit heraus in die von uns erlebte Gegenwart.
Ihr Thomas Köthe Im Namen des Kulturvereins Murnau e.V. |
||||||||||
nach oben | ||||||||||
rezensionen programm einladung bilder | ||||||||||
19. Oktober 2018 20. Oktober 21. OktoberRokoko-Werke in ganz eigenen VersionenKomponisten stellen Stücke mit Bezug auf Camerloher vorSeit 2010 widmet sich das Murnauer Weltmusikfestival Grenzenlos jedes Jahr einem anderen Thema. Diesmal stand es unter dem Titel „In real time“ ganz im Zeichen von Placidus Cajetanus Laurentius von Camerloher. Der vor 300 Jahren in Murnau geborene Rokoko-Komponist hat einen engen Bezug zur Region. Als Sohn eines Gerichtsschreibers erblickte er im Schloss das Licht der Welt und besuchte die Ritterakademie in Ettal. Auch die Camerloher Musikschule wurde nach ihm benannt. „Es lag auf der Hand, dass wir das Festival heuer unserem Namensgeber widmen“, erklärte Schulleiter Thomas Köthe, der sich als Kooperationspartner an den Kulturverein Murnau angeschlossen hatte. Die Camerloher Musikschule machte deshalb auch den Auftakt zum dreitägigen Event. Oberbayernweit hatte man einen Komponistenwettbewerb ausgeschrieben. „Die Werke sollten einen Bezug zu Camerloher, seiner Epoche oder seinen Kompositionsansätzen haben“, erklärte Köthe. Dem Interpretationsspielraum waren dabei, ganz nach dem Motto des Festivals, keine Grenzen gesetzt. Camerloher stand seinerzeit selbst zwischen Rokoko und Klassik und galt als unkonventioneller Komponist. Eine Jury, bestehend aus Köthe selbst, Chris Weller, Adolph Kurt Böhm und Tizian Jost, wählte die Sieger nach ihrem Konzept und ihren Lebensläufen aus und vergab einen Kompositionsauftrag. „Letztlich konnten wir sogar alle Bewerber übernehmen.“ Auch für Köthe war es ein spannender Abend, als die neun Gewinner ihre Werke im Kultur- und Tagungszentrum vorstellten. „Ich weiß selbst nicht, was uns erwartet“, gestand er. Von modernen Stücken über Klassik und Jazz bis hin zur Weltmusik war dann letztlich alles geboten. Sehr modern präsentierte sich Christoph Garbe, Heribert Riesenhuber überzeugte mit seiner „Fantasie mit Generalpause“ und Christian Ludwig Mayer kreierte ein Gebet für alle verstorbenen Musiker und natürlich auch für Camerloher. Die meisten Teilnehmer stammten aus der Region. Darunter bekannte Gesichter wie Thomas und Rainer Gruber, auch als Gruber und Gruber bekannt. Rainer Gruber brachte zusammen mit Jan Eschke jazziges Flair in den Saal. „Kuh“ nannte sich die Komposition von Thomas Gruber. Mit seinem Trio Gruberich gewährte er dem Publikum einen musikalischen Blick auf das Werdenfelser Rind in Ettal, wie ihn auch Camerloher seinerzeit gehabt haben könnte. „Ich finde es sehr inspirierend, wenn ein Auftrag von außen kommt und ich die Idee dazu suchen muss“, erklärte Gruber seine Intention, bei dem Wettbewerb mitzumachen. Klassische Elemente suchte man vergebens. „Das habe ich bewusst so gemacht. Schließlich hatte Camerloher wie ich auch, eine gewisse Nähe zur Volksmusik.“ Von einer ganz anderen Seite betrachtete Franz Flossmann die Materie. „Ich kannte die Musik von Camerloher bis dato gar nicht“, gestand er. Als er sich intensiv damit beschäftigte, stellte er fest: „Die Stücke sind so toll, dass es schwer war, sie zu überarbeiten.“ Schließlich wandelte er eine Suite einfach um in drei ziemlich geniale Jazzstücke. Den letzten Satz machte er zum Boogy Woogy und löste bei den Zuhörern wahre Begeisterungsstürme aus. „Musik muss man nicht erklären müssen“, fasste Teilnehmer Franck Adrian Holzkamp die unterschiedlichen Interpretationen treffend in Worte. Das Besondere für ihn an diesem Abend: „Alle Komponisten sind heute lebend und anwesend.“ Beate Berger |
||||||||||
nach oben | ||||||||||
rezensionen programm einladung bilder | ||||||||||
19. Oktober 20. Oktober 2018 21. OktoberFrischer Brückenschlag über Jahrhunderte hinwegEin atemberaubendes Doppelkonzert bot das Festival Grenzenlos an seinem zweiten Abend. Auf der vom Murnauer Maler Christian Schied gestalteten Bühne des Kultur- und Tagungszentrums zeigten Maya Homburger und Barry Guy ihre ganz persönliche Art, Alte Musik in die Gegenwart zu transportieren. Marco Ambrosini, Jean-Louis Matinier und Eva-Maria Rusche demonstrierten eindrucksvoll, dass man den Begriff Weltmusik nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich interpretieren kann und überraschten dabei mit immer neuen Farben. Der Kulturverein hat in diesem Jahr den 300. Geburtstag des im Murnauer Schloss geborenen Komponisten Pacidus von Camerloher unter dem Titel „In real time“ in den Mittelpunkt des Festivals Grenzenlos gestellt. Das war in gewisser Weise eine mutige Entscheidung, da Camerloher doch eher regional bekannt ist. Wie soll man mit diesem Thema ein Festival gestalten, dass über Jahre hinweg den Anspruch Murnaus begründet hat, auch im Bereich Musik überregional Herausragendes zu bieten? Dieser Abend hat gezeigt, dass es gelingen kann. Zwei Ensembles von Weltklasse haben einen frischen und eigenwilligen Brückenschlag über die Jahrhunderte hinweg geschaffen. Für Maya Homburger und Barry Guy gehört es schon lange zum Konzept, Musik aus dem Barock mit der musikalischen Avantgarde, mit der Improvisation und dem Jazz zu verknüpfen. Auf ihrer Barockvioline spielte Homburger mit unvergleichlicher Brillanz, während Guy auf dem Kontrabass ganz besondere Kontrapunkte setzte. In den Zwischenspielen ließ Guy seiner Spielfreude und Improvisationskunst freien Lauf. Besonderes in seiner Hommage an den irischen Dramatiker Samuel Beckett holte er jeden erdenklichen Klang aus seinem Instrument heraus. Er spielte in einer Art und Weise, dass sicher manche im Publikum um den Kontrabass fürchtet. Das waren musikalische Überraschungen, die perfekt in den von Genzenlos geschaffenen Rahmen passten. Das Duo zeigte die Fähigkeit, seine Instrumente auf ganz besondere Weise zum Leben zu erwecken. Und sie gaben ihnen eine Stimme von mannigfaltiger Farbigkeit. Das Trio Marco Ambrosini, Jean-Louis Matinier und Eva-Maria Rusche, das den zweiten Teil des Abends bestritt, hatte für dieses Konzert zwei ganz besondere Instrumente in den Mittelpunkt gestellt: Das Tafelklavier, das zu Zeiten Camerlohers beliebt war, und die sogenannte Nickelharfe, ein Saiteninstrument aus dem Mittelalter, das mit einem Bogen gespielt oder gezupft wird, und das lange Zeit nur noch in Schweden zu hören war. Auf Anregung von Thomas Köthe, dem musikalischen Leiter des Festivals, haben sich die Musiker für diesen Abend mit den Werken Camerlohers und seiner Zeitgenossen befasst. „Es ist für uns selbst eine Premiere“, sagte der italienische Geiger Ambrosini, der die Nickelharfe nach Murnau gebracht hat. Der französische Akkordeonspieler Matinier sorgte in dem Trio für eine besondere Klangfarbe. Was die drei Musiker aus den unterschiedlichsten Anregungen, zu denen nicht nur die Beschäftigung mit der Musik des Barock gehörte, machten, brachte das Publikum im gut besuchten Konzert zum Staunen: Französische Leichtigkeit, Lebensfreude der Volksmusik und der glitzernde Klang des Tafelklaviers. Die Nickelharfe, die mal rau und erdig klang – und manchmal scharf wie Eis. Akkordeon und Nickelharfe, die im Zusammenspiel klanglich verschmelzen und sich an anderer Stelle scharf voneinander abgrenzen. Flirrende Arpeggien auf dem Klavier, Momente, in denen der Winter von Vivaldi anklingt und, federnd-tänzerisch, das Lebensgefühl des Barock. Auch aufbrausendes Pathos hatte in dieser Gemengelage seinen Raum und wurde immer wieder überraschend kontrastiert. Den Abschluss machten alle fünf Ausnahme-Musiker auf der Bühne gemeinsam, zunächst improvisierend, an- schließend mit einem Stück im Dreiertakt, das die Zuhörer noch einmal richtig in Begeisterung versetzte. Heribert Riesenhuber |
||||||||||
nach oben | ||||||||||
rezensionen programm einladung bilder | ||||||||||
19. Oktober 20. Oktober 21. Oktober 2018Das gesprochene Wort im MittelpunktUndine Brixner und Nikolaus Paryla lesen zum Phänomen Zeit – Musiker um John Potter mit leisen TönenDer Titel „time travel“ deutete an, wohin die Reise am dritten Abend des Grenzenlos-Musikfestivals ging. Die Zuschauer im Kultur- und Tagungszentrum wurden auf zwei unterschiedliche Weisen an das Thema Zeit herangeführt – in einer Lesung und mit Musik. Und in gewisser Weise ging es auch darum, die Zeit zu überwinden, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verknüpfen. Über die Zeit hat wahrscheinlich jeder schon einmal nachgedacht und sich die Frage gestellt, warum die Zeit so unterschiedlich empfunden wird, je nachdem, ob man auf etwas wartet oder etwas erduldet. Undine Brixner und Nikolaus Paryla haben sich in einer szenischen Lesung mit dem Phänomen Zeit auseinandergesetzt. Im Rahmen des Weltmusikfestivals war es schon eine Besonderheit, das gesprochene Wort in den Mittelpunkt zu stellen. Eindrucksvoll ließ Nikolaus Paryla die Schöpfung von Raum und Zeit in den Köpfen der Zuhörer lebendig werden. In einem Dialog aus Shakespeares Romeo und Julia machten die beiden Schauspieler augenzwinkernd aufmerksam auf die Frage „Nachtigall oder Lerche?“ beziehungsweise ob die Momente der Seligkeit nicht viel zu schnell vorübergehen. „Als ich ein Kind war, war mein Magen meine Sonnenuhr“, formulierte der antike Komödiendichter Plautus sein Unbehagen an der Messung von Zeit. Zeit ist relativ, stellte Albert Einstein fest, und somit kann sie wohl auch einen Anfang und ein Ende haben. Wer bei dieser Lesung, in der vielfältige persönliche, literarische und politische Bezüge aufgezeigt wurden, nicht aufmerksam zuhörte, konnte leicht den Faden durch die Zeit verlieren. Doch letztendlich führte die Beschäftigung mit der Zeit immer wieder zurück zum einzelnen Menschen. Auch im zweiten Teil des Abends war Aufmerksamkeit gefragt: John Potter und sein Ensemble stellten ihr Dowland-Projekt vor. Ein Konzert als Zeitreise, ein Abend der leisen Töne und der einfallsreichen Arrangements. Zu Laute und Violine (Jacob Heringman und Milos Valent) gesellte sich das Saxophon, gespielt von John Surman. Manchmal mit tiefen Basstönen, ein geschmeidiges Bett schaffend, manchmal als bewegliches Melodieinstrument. Meistens im warmen Klang der Holzblasinstrumente, so dass der Ton an eine Klarinette erinnerte und manchmal wie ein sanfter Hauch war. Neben Werken des englischen Komponisten John Dowland (1563 bis 1626) und seiner Zeitgenossen stand auch eine Hommage an den Komponisten Placidus von Camerloher auf dem Programm, dessen 300. Geburtstag einen Rahmen für Grenzenlos darstellte. Viele Zuhörer freuten sich auch über den „Leiermann“ aus der Winterreise von Franz Schubert, mit dem das Konzert endete. Ein ausdrucksvolles Musizieren, in dessen Mittelpunkt die begeisternde Tenorstimme von John Potter stand. Heribert Riesenhuber |
||||||||||
bilder rezensionen programm einladung | ||||||||||
19. Oktober 2018 20. Oktober 21. Oktober ... dedicated to PlacidusFoto: Beate Berger |
||||||||||
bilder rezensionen programm einladung | ||||||||||
19. Oktober 20. Oktober 2018 21. Oktober in real timeFotos: Heribert Riesenhuber |
||||||||||
bilder rezensionen programm einladung | ||||||||||
19. Oktober 20. Oktober 21. Oktober 2018time travelFotos: Heribert Riesenhuber |
||||||||||
Jabulani & Ensemble Neighbours
Thomas Köthe
Kálmán Bálogh & and The Gypsy Cimbalon Band - Ungarn
Loyko - Russland
Joe Bawelino - Gypsy Strings - Deutschland
Titi Winterstein & Ensemble - Deutschland
Paco Pena - Flamenco Nacht - Spanien
Trio Joubran - Palestine / Israel
Guinga - Brasil
Sargio & Odair Assad Family - Lebanon / Brasil
Guy Touvron - Margarita Höhenrieder
Ballaké Sissoko - Vincent Ségal
Michel Godard Ensemble - "Le Concert des Parfums"
Barbara Mayr - "songs"
Alvaro Pierri
Carla Bley Trio
Nguyên Lê - Songs of Freedom
Omar Sosa, Paolo Fresu & Trilok Gurtu
Guinga & Stefania Tallini
John Scofield Trio
Julia Stemberger & Birds of Vienna / Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Stefano Bollani Trio
Rabih Abou-Khalil Quintet
Dieter Ilg „Mein Beethoven“
John Scofield „Country for Old Men“
John Potter „Amores Passados“
Maria João & Egberto Gismonti
Maria Pia De Vito - core/coraçao
Norma Winstone Trio & Ralph Towner
Preisträger des Kompositionswettbewerbs anlässlich des 300. Geburtstags von Placidus von Camerloher
Christian Ludwig Mayer / Christoph Garbe / Franck Adrian Holzkamp
Franz Flossmann / Heribert Riesenhuber / Jan Eschke
Leonhard Westermayr / Rainer Gruber / Thomas Gruber
Murnauer Kammerorchester e.V.
Maya Homburger / Barry Guy
Marco Ambrosini / Jean-Louis Matinier / Eva-Maria Rusche
Undine Brixner / Nikolaus Paryla
John Potter’s Dowland Project
Peter Michael Hamel / Johnny Hamel Marco Ambrosini / Eva-Maria Rusche Chico Freeman / Heiri Känzig / Reto Weber
Sergio & Odair Assad
Carla Bley / Andy Sheppard / Steve Swallow
Renaud Garcia-Fons, double bass Claire Antonini, theorbo
mit Anja Lechner, violoncello, Jean-Marc Larché, soprano saxophone, Francois Couturier, piano, Jean-Louis Matinier, accordeon
Antonio Lizana - sax. & voc , Manuel León - git , Ruven Ruppik - perc.
Daniel Garcia - piano , Reinier Elizarde “el Negrón” - bass , Michael Olivera - drums