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Freitag, 12. Oktober 2012
Guy Touvron - Margarita Höhenrieder
Samstag, 13. Oktober 2012
Ballaké Sissoko - Vincent Ségal
Sonntag, 14. Oktober 2012
Michel Godard Ensemble - "Le Concert des Parfums"
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Das „Weltmusikfestival grenzenlos“ macht in diesem Jahr eine musikalische „Tour de France“.
Die französische Musik führt in deutschen Konzertprogrammen seit jeher ein Schattendasein. Gleichzeitig ist Frankreich für viele Deutsche ein Sehnsuchtsland: Das blaue Meer, die fantastische Küche, Leichtigkeit und Charme unserer Nachbarn – all das lieben wir. Lauter gute Gründe, auch die französische Musik einmal genauer zu betrachten und mit ihrer Klangwelt ein bisschen Frankreich zu uns zu holen.
Natürlich kann „grenzenlos“ nur einige wenige Facetten des musikalischen Reichtums Frankreichs aufzeigen. Wiir haben uns bemüht, einige „Perlen“ für Sie auszusuchen:
Es kommen Guy Touvron aus Paris, einer der größten klassischen Trompeter unserer Zeit, der malinesische Kora-Virtuose Ballaké Sissoko sowie das Ensemble um den Multiinstrumentalisten Michel Godard nach Murnau.
Guy Touvron - am Flügel von Margarita Höhenrieder begleitet – bringt ein Programm mit Werken der bei uns weitgehend unbekannten französischen klassischen Moderne mit, spannende Musik, die sich stark mit den Geschehnissen ihrer Entstehungszeit auseinandersetzt und dazu Stellung bezieht.
Balleké Sissoko bringt mit seinem Partner Vincent Segal, Violoncello, das koloniale Frankreich mit nach Murnau, das die Klangwelt Afrikas reflektiert und mit aufregenden Mixturen aus Jazz und Folklore aufwartet.
Mit Michel Godard und seinem Ensemble freuen wir uns auf ein Konzertereignis der ganz besonderen Art, denn „Le Concert des Parfums“ ist ein sinnliches Gesamterlebnis. Wie klingen Düfte? Wie duften Klänge? Sie werden es bei diesem einzigartigen, sehr französischen Programm erleben.
Das „Weltmusikfestival Murnau grenzenlos“ ist eines der wenigen themenorientierten Musikfestivals in Deutschland. Wir wollen nicht einfach die Tourneepläne der Künstler abbilden, sondern ein Land, einen besonderen Aspekt musikalisch beleuchten. Die Programme, die so entstehen, haben auch den Bayerischen Rundfunk überzeugt. Bereits seit 2004 zeichnet er regelmäßig unsere Veranstaltungen auf und wird auch in diesem Jahr wieder mit dabei sein.
Wir hoffen, dass auch Sie wieder das eine oder andere „Amuse-Esprit“ bei uns finden und grüßen alle „grenzenlos“-Fans: Vive la Musique!
Ihr
Thomas Köthe
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12. Oktober 2012 13. Oktober 14. Oktober
Startrompeter macht Ruf alle Ehre - Guy Touvron bietet keine Exotik, aber ein Klassikkonzert auf Topniveau
Der Auftakt zum diesjährigen Grenzenlos-Festival im Murnauer Kulturund Tagungszentrum war nicht das, was viele Anhänger unter Weltmusik verstehen.
Es gab keine exotischen Instrumente und auch keine kulturenübergreifenden Musikexperimente wie im vergangenen Jahr, als die Oud-Spieler des Trio Joubran oder
eine ganze Musikerfamilie aus Brasilien da waren. Stattdessenerwartete das Publikum zum Auftakt ein klassisches Kammerkonzert. Aber was für eines.
Im Publikum sitzen viele Kenner. Die Vorschusslorbeeren, mit denen Startrompeter Guy Touvron im Vorfeld seines Murnauer Auftritts bedacht worden war, waren mehr als gerechtfertigt. Was dieser freundliche Künstler auf seinem Instrument an Klangfarbe und Emotion hervorbrachte, begeisterte das Publikum. Zwar war der Saal nur etwa zu zwei Dritteln besetzt, aber die, die gekommen waren, erlebten ein Konzert der Spitzenklasse. Und es waren viele Kenner darunter. Allein die Mitglieder des Murnauer Jugend- und Blasorchesters, die den Auftritt zusammen mit ihrem Dirigenten Michael Schmidt verfolgten, füllten beinahe eine gesamte Stuhlreihe.
Auf dem Programm stand französische Musik des 20. Jahrhunderts, die für mancheOhren vielleicht nicht weniger exotisch klingt als traditionelle arabische Musik. Guy Touvron, auf dem Klavier von Margarita Höhenrieder begleitet, bestach durch seinen samtweichen Trompetenton, dem er durch verschiedene Däämpfer ganz unterschiedliche Färbungen gab. Die Komponisten Jean Hubeau und Georges Enesco waren dabei vermutlich zum ersten Mal in Murnau zu hören. Auch Höhenrieder, die als Konzertpianistin weltweit gefragt ist und an der Hochschule für Musik in München unterrichtet, konnte mit zwei Klavierwerken von Maurice Ravel begeistern. Ihr elegantes, virtuos perlendes Spiel bot dem Publikum zunächst funkelnde Wasserspiele -Jeux d´eau, so der Titel des
ersten Solostücks. Mit Le Tombeau de Couperin, das im zweiten Teil folgte, erinnerte Ravel an den französischen Cembalisten und Komponisten François Couperin, der Ende des 17. Jahrhunderts am Hofe des Ludwig XIV. in Versailles wirkte.
Das letzte Werk des Abends war ein Concerto von Henri Tomasi, das der Murnauer Komponist und Kenner der französischen Musik, Kurt Adolph Böhm, nach dem Konzert als "wahres Feuerwerk" bezeichnete. Das Trompetenkonzert, das Tomasi 1948 komponiert hat, ist ein kontrastreiches Stück, das dem Solisten viel Können abverlangte. Der Schwung und die hämmernden Rhythmen erinnerten dabei in mancher
Hinsicht an die Musik, die Eric Satie für Theateraufführungen in Paris geschrieben hatte. Vorwärtstreibende, kurze Motive und lange Melodiebögen machten viel von der Spannung dieses Werkes aus. So war die Freude groß, dass es - nach der Berceuse von Gabriel Faure, bei der viele im Publikum ins Schwärmen gerieten - noch einmal den letzten Satz des Trompetenkonzerts gab.
Dem Kulturverein als Veranstalter, der Marktgemeinde und den Unterstützern aus der Region ist es mit diesem Abend erneut gelungen, Musiker von Weltruf - Weltmusik - nach Murnau zu holen. Der Künstler Christian Schied hat dazu wieder das Bühnenbild geschaffen. Diesmal in den französischen Nationalfarben: blau, weiß und rot.
von Heribert Riesenhuber
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12. Oktober 13. Oktober 2012 14. Oktober
Atemberaubendes Musikspektakel Genial und außergewöhnlich: Sissoko und Ségal verbreiten Zauber
Dieses Konzert vergisst keiner so bald. Der Kulturverein hatte Ballaké Sissoko aus dem westafrikanischen Mali und Vincent Ségal aus Paris zu einem Auftritt beim Grenzenlos-Festival nach Murnau geholt. Mit Kora und Cello gelang ihnen eine atemberaubende Synthese aus afrikanischer und westeuropäischer Musikkultur. Der zarte Harfenklang der Kora, einem Instrument aus Westafrika, bei dem 21 Saiten über einen fellbespannten Kalebassenkorpus gespannt sind, hatte das Zeug, seine Zuhörer zu verzaubern, besonders in den Händen eines der weltbesten Kora-Interpreten: Ballaké Sissoko.
So herrschte am Samstag denn auch lange Zeit atemlose Konzentration im gut besetzten, wenn auch nicht ausverkauften Zuschauerraum des Kultur- und Tagungszentrums. Die Stücke, die das kongeniale Duo spielte, das jederzeit mit traumwandlerischer Sicherheit harmonierte, schienen ohne Anfang und ohne Ende zu sein. Obwohl fremd, klangen sie doch längst vertraut - aufregende Musik, die eine tiefe Ruhe vermittelte. Eigentlich bräuchte es einen Dichter, um diese Musik zu beschreiben, die in der Lage war, dem Publikum eine unbekannte Welt zu eröffnen.
Faszinierend war es zu hören und zu sehen, was für Töne Vincent Ségal seinem Violoncello zu entlocken verstand. Er beschränkte sich dabei nicht darauf, die Saiten seines Instruments zu zupfen und mit dem Bogen zu streichen.
Seine Flageoletttöne, die dadurch entstanden, dass er die Finger nur leicht auf die Seite drückte, gaben dem Instrument einen eigentümlichen Flötenklang. Der Pariser konnte es aber auch klingen lassen wie afrikanische Trommeln oder eine elektrische Bassgitarre. Und was Ségal am Schluss machte, hatten viele sicher noch nie gesehen: Ségal zupfte ein einzelnes Haar von seinem Bogen, wickelte es um eine der Saiten seines Instruments und entlockte dem, indem er das einzelne Haar zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchrutschen ließ, Klänge, wie sie vielleicht ein singendes Ölfass hervorgebracht hätte. Da das Cello, anders als etwa eine Gitarre, keine Bünde besitzt,
um die Tonhöhe zu beeinflussen, war er in der Lage, auch außereuropäische Klangskalen und Tonverschiebungen zu spielen. Ebenso mühelos vermochte es Sissoko mit seinem Instrument, dem westeuropäischen
Melodieempfinden nachzuspüren. Man hätte den beiden Künstlern, die sich musikalisch nicht nur ohne Worte, sondern oft auch ohne Blicke verstanden, die ganze Nacht zuhören können - wenn sie denn so lange weitergespielt hätten.
von Heribert Riesenhuber
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12. Oktober 13. Oktober 14. Oktober 2012
Klang, Optik, Duft: Zum Abschluss ein Gesamtkunstwerk
Michel Godard Ensemble - "Le Concert des Parfums"
Gilt der Besucherandrang als Maßstab, dann war das Konzert der Düfte des Michel Godart Ensembles der abschließende Höhepunkt, mit dem der Kulturverein beim Weltmusikfestival Grenzenlos aufwartete. Nur auf der Bühne, auf der an diesem Abend kaum etwas stattfand, wären noch Plätze verfügbar gewesen. ßen Saal des Kultur- und Tagungszentrums. Jeder Platz gewährte eine besondere Perspektive auf das Ensemble. Dabei hatte man immer auch einen Teil des Publikums im Blickfeld. Doch das war längst nicht alles, was diesen Abend zu einem außergewöhnlichen Konzertereignis machte.
Wie der Titel "Concert des Parfums" verriet, ging es darum, Musik und Gerüche mitei nander zu verbinden. Zusammen mit dem Licht sollte ein Gesamtkunstwerk entstehen, das auch den Wahl-Murnauer Wassily Kandinsky begeistert hätte. Der hatte ja schon zu seiner Zeit nach einer Synthese zwischen Musik und Malerei gesucht. "n unserer Musik gibt es viel Improvisation", erklärte Michel Godart zu Beginn. "So haben wir Gelegenheit, direkt auf die Düfte zu reagieren." Ob das gelungen ist, lässt sich schwer sagen. Die Musik jedenfalls, die ihre Inspiration aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen bezog, bot viel Abwechslung und schuf insgesamt eine eher ruhige Atmosphäre. Oft wurde über sich wiederholende Motive, die Michel Godart auf dem E-Bass spielte, improvisiert.
Beeindruckend war der tiefe, kehlige Gesang des Saxophonisten Gavino Murgia, der an die Obertongesänge fernöstlicher Mönche erinnerte. Auch das, was Percussionist Patrice Heral mit Hilfe der Technik und live eingespielter Klangschleifen quasi aus dem Nichts hervorzauberte, war großartig. Manchmal schuf er, nur mit Händen und Klopfen auf den Mundraum, eine Musik, in der sich afrikanische Rhythmen mit der Sprache der "Musique Celtic" verbanden, die insbesondere im Westen Frankreichs sehr beliebt ist.
Die Düfte zu dieser Produktion kamen aus Hamburg. Ursula Yeo hatte sie extra für diese Musik kreiert, und weißgekleidete Tänzerinnen verteilten sie mit großen, an Stangen befestigten Leinentüchern im Raum, die sie wie Fahnen hin und her schwangen.
Allerdings gelang es ihnen nicht immer, das Parfüm auch im Zaum zu halten. Manches war schon vor der Zeit zu schnuppern. Den Anfang machte ein schwerer, süßlicher Duft, gefolgt von leichteren Parfüms, die an einen nachtblühenden Strauch an einem Sommerabend oder später an überreife Orangen erinnerten. Am Ende, nach einem Duft, der an eine Kombination von Minze und Lakritze, etwas an Vogelfutter und Schnupftabak denken ließ, war der Duft zum Konzert im Raum verteilt. Manchmal war die Kombination von intensiven Parfüms und Musik fast etwas anstrengend, und man hätte sich weniger Duft und eine bessere Sicht auf die Musiker gewünscht. Dennoch war es ein atemberaubendes Experiment mit großartigen Musikern, das vielleicht manchen Murnauer Künstler inspirieren wird.
von Heribert Riesenhuber
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12. Oktober 2012 13. Oktober 14. Oktober
Guy Touvron - Margarita Höhenrieder
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12. Oktober 13. Oktober 2012 14. Oktober
Ballaké Sissoko - Vincent Ségal
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12. Oktober 13. Oktober 14. Oktober 2012
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Michel Godard Ensemble - "Le Concert des Parfums"
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