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Freitag, 11. Oktober 2024Aniello Desiderio Donnerstag, 17. Oktober 2024Christian Muthspiel & ORJAZZTRA VIENNA Freitag, 18. Oktober 202418:00 h : Ferenc Snétberger & Markus Stockhausen 21:00 h : Lula Galvão & Paulo Morello Samstag, 19. Oktober 2024Rabih Abou-Khalil Quartet Sonntag, 20. Oktober 202418:00 h : FVadim Neselovskyi, Ukraine 21:00 h : LNitai Hershkovits |
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Anno 2000 fing alles an und nun steht die 25. Ausgabe des weltmusikfestivals grenzenlos murnau in den Startlöchern. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Programm von Filmmusik über brasilianisch-romaneske Gitarrenvirtuosen, orientalische Oud-Fantasien hin zu kraftvollen musikalischen „Bildern“ aus den derzeit zerrissensten Regionen unserer Welt, der Ukraine und Israel. Unser Festival steht nach wie vor für brandaktuelle Themen, aber auch für grenzenlose Freude an inspirierender, vielfältiger Musik. Herzlichst Ihr
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Claudia RothSeit dem Jahr 2000 ist die Musik der Welt jährlich auf einem kleinen Festival in der wunder-schönen Gemeinde Murnau am Staffelsee zu Gast. Der Begriff „Weltmusik“ im Namen drückt vor allem den Respekt vor großartigen Musikerinnen und Musikern aus, die längst nicht nur in ihrer Heimat Stars sind, sondern ihre Virtuosität und ihre musikalischen Erfahrungen überaus erfolgreich in das internationale Musikleben einbringen. |
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11. Oktober 2024 17. Oktober 18. Oktober 19. Oktober 20. OktoberEin Mann, eine Gitarre, mehr braucht es nichtAniello Desiderio erntet bei Auftritt im Kultur- und Tagungszentrum tosenden Applaus Der Auftakt ist schon mal gelungen: Aniello Desiderio eröffnete den Reigen zum 25-jährigen Jubiläum des Murnauer Weltmusikfestivals Grenzenlos fulminant. Terminbedingt war es heuer sozusagen eine Vor-Premiere, doch „wenn Desiderio zusagt, muss man zugreifen“ – erklärt der künstlerische Leiter Thomas Köthe dem Publikum bei seiner Begrüßung. Offiziell startet der Konzertmarathon erst am Donnerstag, 17. Oktober, mit sechs weiteren Aufführungen unter dem Jubiläumsmotto „vivat!“. Eine Stunde mit einem Gitarristen von Weltklasse – dafür ist vielen Konzertbesuchern kein Weg zu weit. Der Saal des Kultur- und Tagungszentrums (KTM) ist schnell gefüllt, große Erwartung liegt in der Luft. Ein Mann, eine Gitarre, mehr braucht es nicht auf der Bühne. Bei den überirdischen Tönen, die dieser neapolitanische Ausnahmegitarrist seinem Instrument entlockt, spielt es (fast) keine Rolle, dass er lediglich vor einem grauen Paravent sitzt und noch nicht vor dem jährlich mit Spannung erwarteten Bühnenbild aus farbigen Quadraten von Künstler Christian Schied, das die besondere Stimmung des Festivals so sphärisch transportiert und ergänzt. Doch Desiderio ist in Murnau kein Newcomer, wird von Köthe und dem Publikum als alter Freund begrüßt und wahrgenommen. Der Künstler fesselt seine Fans erneut schnell mit Kompositionen des spanischen Komponisten Federico Moreno Torroba – zärtlich-sanft etwa die Burgalesa, temperamentvoll die Suite Castellana, da tanzt eine Carmen mit wirbelnden Röcken vor dem inneren Auge. „Wunderkind“ Desiderio entstammt einer Musikerfamilie, seit dem achten Lebensjahr tritt er öffentlich auf. Der 52- Jährige konzertiert rund um den Globus, unendlich ist die Liste an Ehrungen und Auszeichnungen, beeindruckend das Werkverzeichnis, die ihm große zeitgenössische Komponisten explizit widmeten. Als „Phänomen der Interpretation“ wird er gefeiert – seine Version des Danza española Nr.5 von Enrique Granados lässt auch den Atem des Murnauer Publikums stocken. Auge und Ohr weiden sich an der spielerischen Leichtigkeit, der treibenden Kraft, den schier überirdischen Flageolett-Tö- nen, die Desiderio seinem Instrument entlockt. Tänzerisch- fröhlich wirbelt die Serenata española des Katalanen Joaquim Malats durch den Saal, „Rito de los Orishas“ von Leo Brower lässt spannende innere Geschichten entstehen – unüberhörbar, dass jener zeitgenössische kubanische Gitarrenkomponist auch im Genre der Filmmusik sattelfest ist. Wie geschätzt Desiderio in Kollegenkreisen ist, zeigt die Konzertfantasie „Verismo“ für Sologitarre, die ihm der walisische Komponist und Gitarrist Stephen Goss 2020 quasi auf den Leib schrieb. Basierend auf Opernthemen wird dabei erneut die ganze Bandbreite von Desiderios Können deutlich. Da stellen sich manche Aha-Erlebnisse ein, aber auch humorig versteckte, mitunter dissonante Überraschungsmomente, die das Publikum schmunzeln lassen. Seine Spielfreude ist mit Händen greifbar – beim „Barbier von Sevilla“ läuft er noch einmal zur Höchstform auf. Tosender Applaus ist die Folge – eine Zugabe gewährt der Gitarrist seinem Publikum, das, beseelt von Erik Saties Gnossienne Nr.1, hinaus in eine laue Föhnnacht strömt. Und ge- spannt auf weitere Highlights nach einem gelungenen Festival-Auftakt hofft. Barbara Jungwirth |
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11. Oktober 17. Oktober 2024 18. Oktober 19. Oktober 20. OktoberSternstunden experimentellen JazzesKomponist Christian Muthspiel bannt Auge und Ohr Es ist ein spektakuläres Klangfeuerwerk zum Auftakt des „weltmusikfestival murnau grenzenlos“, das unter dem Motto „vivat!“ heuer 25. Geburtstag feiert. Mit dem Programm „La Melodia della Strada – Omaggio a Federico Fellini“ bringen Komponist Christian Muthspiel und sein Orjazztra Vienna, als Reminiszenz an den Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau, die Welt der Leinwandillusion in komplett neuer Form an den Alpenrand. Der künstlerische Leiter des Festivals, Thomas Köthe, hieß sowohl den CSU-Landtagsabgeorneten Harald Kühn als auch den Vize-Landrat und Kulturreferenten Dr. Michael Rapp (CSU) als Gründer und unermüdliche Festivalförderer willkommen, und schloss unzählige Helfer und Unterstützer in seine Dankesworte ein. Rapp betont die grenzüberschreitende Bedeutung der hochkarätigen Reihe – seit dem Jahr 2000 ein einzigartiger musikalischer Beitrag zur Völkerverständigung. Dann aber Bühne frei: 17 österreichische Profimusiker geben über zwei Stunden lang alles, lassen ihr Publikum kaum durchschnaufen. Stets aufs Neue ungläubiges Kopfschütteln über exotische Töne und Laute, die die jungen Leute ihren Instrumenten entlocken – Sternstunden des experimentellen Jazz. 2019 verwirklicht der vielseitige österreichische Jazz-Musiker und Komponist Christian Muthspiel den Traum vom eigenen Jazzorchester. Er kann augenscheinlich in der dichten heimischen Szene exquisit ausgebildeter Musiker aus dem Vollen schöpfen, die Spiel- und Experimentierfreude auf der Bühne ist mit Händen greifbar und ansteckend. Die komplexe, abendfüllende Partitur des 2022 in der Grazer Oper uraufgeführten Werks „La Melodia della Strada“ bannt im Kultur- und Tagungszentrum (KTM) Auge und Ohr. Geboten wird neben einem opulenten Orchesterklang mit doppelter Rhythmusgruppe, Klavier, Saxophonen, Klarinetten, Flöten, Trompeten, Flügelhörnern und Posaunen auch ein sanfter Klangteppich für die einzelnen Musiker. Ein ums andere Mal treten sie als Solisten aus der Gruppe heraus, dürfen in Improvisationen schwelgen, so ihr herausragendes Können präsentieren. Jazz-Kreativgeist Muthspiel lässt sein Publikum am Entstehungsprozess des imposanten Werks teilhaben, inspiriert durch Szenen aus Fellini-Filmen. Sattelfeste Cineasten sind an diesem Abend nicht im Vorteil – für alle im Saal entsteht mitreißendes Hörkino vor dem inneren Auge. Nach dem Motto: schwelgen, genießen, staunen. Man leidet mit der traurigen Gelsomina, tanzt ekstatisch mit dem Liebespaar in der Nachtbar, steppt mit Ginger und Fred, folgt dem bitteren Streit von Zampanò und Matto unterm Zirkuszelt, illustriert als gigantisches Duell zweier Posaunen. Barbara Jungwirth |
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11. Oktober 17. Oktober 18. Oktober 2024 19. Oktober 20. OktoberMaximum an AbwechslungSnétberger/Stockhausen und Galvão/Morello zeigen Extraklasse In Gitarrenlaune präsentierte sich das Grenzenlos- Festival am zweiten Konzertabend. Die mit 30 Minuten Pause aufeinander folgenden Duos hatten dabei jeweils eine ganz eigene Klangfarbe, sodass ein Maximum an Abwechslung garantiert war. Aus der Übung waren die beiden in ihrem Zusammenspiel indes nicht, im Gegenteil. Während Snétberger auf seiner akustischen Gitarre, trotz dezent jazziger Noten, ein warmes Gefühl verströmte, gesellte Stockhausen – meist am Flügelhorn – eine schwebende Klarheit hinzu, die sich mal parallel, mal kontrastiv zum Gitarrenbett bewegte. Trotz einer überwiegend langsamen Rhythmik waren die fein gewobenen Beziehungsebenen der Instrumente absolut hörnerv- und hirnkitzelnd, zumal sie auch noch durch glasklare Lautsprecher ungemeine Präsenz bekamen. Schneller, aber weiterhin schwerelos, wie jagende weiße Wolken an einem blauen Himmel, flitzten die Bläsermotive im Stück „Gommé“, das Snétberger komponiert hatte. Formal der Klassik angelehnt war das Stück „Xenos“, das im Eingangssatz prägnant geschlagene Gitarrensaiten mit leicht dissonanten Tupfern einer gedämpften Trompete kombinierte. Hier klang eine leicht nervöse Spannung an, die sich im Mittelteil – ohne Dämpfer – in einem friedvollen Cool Jazz auflöste. Der Schlussteil ließ die gedämpfte Trompete zurückkehren, während die Gitarre nun melancholisch sprach. „Xenos heißt sowohl ,der Fremde‘ als auch ,der Gast‘“, hatte Stockhausen dazu erklärt, und man konnte sich als Hintergrund der Komposition vorstellen, etwas unsicher einer unbekannten Taverne zuzuschreiten, dort Musikerfreunde zu finden, die man zuletzt mit einem Gefühl des Bedauerns wieder verlassen muss. Ähnlich ging es dem Publikum, welches das Duo gar nicht gehen lassen wollte, zumal nun im Stück „Obsession“ schon wieder neue Charakteristika für Genuss sorgten: energievolles Gitarrenpicking, dazu eine klare, doch nicht scharf geblasene Trompetenstimme mit rhythmisch eingebauten Betonungen, die dank der durchgängigen Atmung Stockhausens eine bruchlos hingezauberte Melodik behielten. Großer Beifall. Wegen der fortgeschrittenen Stunde um rund 40 Zuhörer verkleinert war das Auditorium für Lula Galvão und Paulo Morello. Letzterer, wiewohl Jazzgitarren-Professor in Berlin eigentlich ein echter Bayer, deklinierte auf seiner dicken Gipsyjazzgitarre faszinierende Balancen zwischen Django-To- nalität und Latin-Rhythmik. All dies so entspannt, dass dazu Lula Galvãos feine Samba- und Bossa-Spaziergänge auf den Saiten mit der zarten Feinheit eines Sommerabends die Seele streichelten. Die Stücke hatten, trotz ähnlich entspannter Grundstimmung, individuellen Charakter, angefangen von einem coolen, fast tanzbaren Groove im Arrangement von João Donatos „Minha Saudade“, bis hin zu einem eher träumerisch angelegten Cover nach Antônio Carlos Jobim. In den „Migalhas de Amor“, den Krümeln der Liebe, spielte Galvao mit so viel Schmelz, dass man aus den singenden Saiten eine Fado-Sängerin herauszuhören glaubte. Es ging auch flotter, so in „Aba- poru“, das Galvão auf ein gleichnamiges modernes Gemälde komponiert hat: jazzige Wirbel, flirrende brasilianische Zupfer – auch dieses Konzert hat ganz besondere Klasse. Andeas Bretting |
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11. Oktober 17. Oktober 18. Oktober 19. Oktober 2024 20. OktoberKross wie finnische FischstäbchenDas Rabih Abou-Khalil Quartett bereitet dem Publikum ein Fest Soll man zu einem ausdauernden Festival wie dem Weltmusikfestival Grenzenlos bewährte Acts immer mal wieder einladen – oder versuchen, jedes Mal Neues zu bringen? Ja, man sollte auch auf die setzen, die man kennt. Am Samstag war Rabih Abou- Khalil mit seinem neuen Quartett zu Gast. „Der richtige Mann für einen Festabend“, wie Festivalleiter Thomas Köthe sagte. Nicht zuletzt Abou-Khalils früheren Auftritten ist es zu verdanken, dass man in Murnau keinem Musikfan mehr erklären muss, was eine Oud ist. Der Komponist und Instrumentalist aus dem Libanon hielt sich in diesem Konzert nicht lange mit der Einleitung auf. Nach ersten, überraschend tiefen Tönen seines Instruments brach es aus den Musikern heraus; der langanhaltende Applaus, der schon nach dem ersten Stück aufbrandete, zeugte von der begeisterten Stimmung im Saal – auch wenn mancher um seine Anschlussreservierung beim Italiener fürchten mochte. „Tension“, Spannung, stand als ungeschriebenes Motto über diesem Abend: gespannte Saiten, gespannte Felle, ein neugieriges Publikum und Stücke, die vor innerer Spannung vibrierten. Passend zu den teilweise glühenden Farben im Bühnenbild von Christian Schied. Kalil zeigte sich in bester Laune, voll von heiteren Einfällen, die manchmal fröhlich ins Absurde hinüber glitten. Einen Song des Abends war finnischem Fisch gewidmet und brachte völlig neue Einsichten über die Meeresbewohner. „Es ist schön, irgendwo der Erste zu sein“, meinte der Komponist. Und Songs über finnischen Fisch gab es wohl zuvor noch nicht. Ein anderes Lied, das er für seine Kinder schrieb, trägt den herzerwärmenden Titel: „Schickt mir keine Fotos von Eurem Fraß“ (Don’t send me pictures of your food). So heiter ausgelassen diese Zwischentexte waren, so perfekt und virtuos war die Musik, die durch den Saal des KTM fegte wie eine Naturgewalt. Voll von Groove und Energie, orientalischen Skalen und Rhythmen. Es erinnerte manchmal ein wenig an Konzerte experimenteller Rockbands der 1970-er. Jarrod Cagwin, den Abou- Khalil als amerikanischen Wanderprediger vorstellte, der sich in der Band verstecke, brachte sein „Schlach-Zeuch“ zum Singen und Klingen. Nicht nur eine Herde galoppierender Pferde war darin versteckt – auch ein munterer Specht und ein zischender Drachen. Mateusz Smoczynski (Violine) und Krzysztof Lenczowski (Cello) sorgten an ihren Instrumenten für intensive Melodielinien auf acht Saiten – was der Komponist Abou-Khalil ausdrücklich erwähnte. Slides, Glissandi und Vibrati sind nur einige der Begriffe, mit denen man die Kunst des Tönebiegens, die das Publikum an diesem Abend erleben konnte, nur unzureichend beschreibt. Mitunter entstanden oft auch überraschende Sounds, beispielsweise, wenn das Plektrum rasend über die Saiten kratzte. Am Ende des Abends wurden die auf alle Eventualitäten vorbereiteten Musiker auch mit stehenden Ovationen und zwei Zugaben fertig. Eine davon, „Vlad“, erinnerte an eine Nacht im Schloss des Grafen Dracula und fegte dahin wie bester Balkanpop. Ein Fest fürs Publikum. Heribert Riesenhuber |
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11. Oktober 17. Oktober 18. Oktober 19. Oktober 20. Oktober 2024Fesselnde ImprovisationenHerausfordernde Piano-Nacht beendet Jubiläums-Musikfestival Eine „Piano night“ als Abschluss des diesjährigen Murnauer Musikfestivals Grenzenlos – ein gewagter Spagat von Thomas Köthe, zwei Improvisationskünstler am Flügel hintereinander als Doppelkonzert zu setzen. Der Rahmen ist eher intim gefasst, den- noch lässt sich eine beachtliche Anzahl unermüdlicher Fans auf das Experiment ein, bereut es nicht. Zwei aktuelle Krisenherde, die den Globus in Atem halten, zwei Kompositions- und Improvisationsgenies aus der Ukraine und Israel – für ein „grenzenloses“ Musikfestival ein gelungener Schachzug mit enormer Symbolkraft. Vadim Neselovskyi, der ukrainische Jazzpianist, gönnt wie schon 2023 mit seiner Solo- Suite „Odesa“ dem Publikum kaum eine Verschnaufpause. Er nimmt es mäandernd auf eine nicht immer einfache musikalische Reise durch sein um- fassendes Werk mit, lässt erneut Bilder der bewegten Ge- schichte seiner Heimatstadt, der dort erlebten Kindheit und Jugend aufblitzen und verwebt jene Sequenzen improvisatorisch mit anderen, alten wie neuen Kompositionen. Neselovskyi erweist sich als fesseln- der, absolut virtuoser Geschichtenerzähler – nicht im- mer traumschön wie bei „Winter in Odessa“, eher aufwühlend, oft zornig, manchmal traurig. Ein Mann, der als jugendlicher Kontingentflüchtling nach Deutschland kommt, heute in den USA lebt, weltweit auftritt und lehrt, weiß, was es heißt, Grenzen zu überwinden. Wen wundert‘s, dass Grenzen auch stilistisch für den Mittvierziger nicht existieren – Elemente aus Klassik, Jazz, Ragtime und Chanson lässt er zum Klangerlebnis verschmelzen, das sich nicht beschreiben, nur erhören lässt. Es ist ein Schauspiel für sich, wie der Mann mit geschlossenen Augen über dem Flügel kauert, seine Finger blind die Tasten finden, aus Tönen faszinierende Klangbilder unglaublicher Dramatik malen. Etwas mehr Entspannung gönnt nach einer Pause, in der der Klavierstimmer nach der vorherigen Performance gut beschäftigt ist, der israelische Pianist und Komponist Nitai Hershkovits dem Publikum. Vielfach preisgekrönt, ist er seit Jahren auf den Bühnen der Welt als gefragter Partner musikalischer Größen und mittlerweile auch solo unterwegs. Der Musiker ist ebenfalls in al- len Genres sattelfest, wagt in Miniaturen seines Solo-Albums „Call On the Old Wise“ einen Balanceakt zwischen Jazz, Klassik und zeitgenössischer Musik, stets originell und mit untrüglichem Gespür für eine breite Klangfarbenpalette. Einfallsreich tritt er auf, zwischen- durch immer wieder Bezug nehmend auf Melodien von Vorbildern und Wegbegleitern. „Single Petal Of A Rose“ impro- visiert er nach Duke Ellington – da breitet sich eine meditative Ruhe im Saal aus, man sieht das einzelne Blütenblatt der Rose taumeln, könnte ewig in die- sen Tonfolgen schwelgen. „Three Gates“. Welche Erinnerungen gingen dem Pianisten wohl beim Komponieren dieser wunderbaren Klänge durch den Kopf ? Hoffnung auf eine bessere Welt machen? Das beseelte Publikum bekommt kaum genug und wird von Hershkovits mit einer zärtlichen Version von Elvis‘ „Love Me Tender“ als Zugabe beschenkt. Barbara Jungwirth |
Trio Joubran - Palestine / Israel
Guinga - Brasil
Sargio & Odair Assad Family - Lebanon / Brasil
Antonio Lizana Trio
Daniel Carcia Trio
Jan Depreter
Erika Stucky Trio
Rita Marcotulli & Luciano Biondini
Cymin Samawatie Ensemble
Aniello Desiderio
Christian Muthspiel & ORJAZZTRA VIENNA
18:00 h : Ferenc Snétberger & Markus Stockhausen
21:00 h : Lula Galvão & Paulo Morello
Rabih Abou-Khalil Quartet
18:00 h : FVadim Neselovskyi, Ukraine
21:00 h : LNitai Hershkovits